Dies ist keine soziologische Erörterung der Jugendlichen 2009. Dies ist auch keine im Jammerton vorgetragene Sicht der Alten auf die Jungen. Dies ist ein unbekümmerter Blick auf das, was die nachwachsende Generation schon jetzt leistet.

Meldung am 20.4.2009
“Heizung an, Licht aus – mit kurzen Anweisungen über SMS steuert der fünfzehnjährige Tim Hotfilter aus Osnabrück Licht, Heizung und weitere elektronische Geräte, mit denen ein Haushalt ausgestattet ist, aus der Ferne. Für sein Forschungsprojekt bekam der Zehntklässler den Sonderpreis Mobilfunk. Der vom Informationszentrum Mobilfunk (IZMF) gestiftete Preis wurde am 1.April im Rahmen des niedersächsischen Landeswettbewerbs von JUGEND FORSCHT vergeben.”

Fünfzehn Jahre alt – Hochachtung. Warum ist auf diese genial einfache Idee noch keiner von den langgedienten Ingenieuren gekommen? Haben wir nicht gehört, Jugendliche säßen mindestens 3 Stunden vor dem PC und noch mal 3 Stunden vor dem Fernsehen und dann auch nur MTV. Wann – fragen wir uns, gehen sie eigentlich zur Schule, wann schlafen sie, wann sind sie mit Freunden zusammen? Der Jugendliche – das unbekannte Wesen. Hier jedenfalls hat einer 6 Stunden am Tag etwas Neues ausgetüftelt.

Meldung der BILD – ebenfalls am 20. April:
“Die Alkohol-Testkäufe von Jugendlichen in Hannover hatten bislang offenbar kaum abschreckende Wirkung auf den Handel. Erneut haben Kioske und Geschäfte in 26 von 34 Fällen Hochprozentiges an Minderjährige abgegeben.”

Ein gefährliches Alter – diese Jugend. Alkohol, manchmal auch gepanscht und gestreckt. Ein Wunder, dass unsere Kinder groß werden. Wieder vernebeln Vorurteile den Blick auf die Realität: die meisten Jugendlichen sind irgendwie organisiert – beim Fußball, beim Reiten, in der Musikschule, bei den Jugendrotkreuzlern. Vergessen wir nicht, gerade die Jugendlichen fragen in besonderer Weise nach den Werten der Eltern, wollen gern voller Hingabe irgendeiner Weltanschauung angehören, bewundern Vorbilder. Die Jugendzeit, nicht Rabaukenzeit, sondern viel mehr Zeit zum Nachdenken, ob die Welt richtig ist, wie sie ist.

Meldung vom 20. April in der Berliner Morgenpost:
“Am Welttag des Buches ist in Berlin der Jugendliteraturpreis THEO verliehen worden. Ausgezeichnet wurden Beiträge von drei jungen Autoren zwischen zehn und 18 Jahren. Eine 13jährige hat eine Liebesgeschichte geschrieben.”

PISA hin oder her, Jugendliche können schreiben. Und dann auch noch über die Liebe. Hat das nicht auch Marcel Reich- Ranitzki immer wieder betont: gute Literatur ist von vornherein auch gute Liebesliteratur? Die Liebe muss darin vorkommen.

Mir ist um die Jugend nicht bange, sie ist talentiert, ernsthaft, gewissenhaft. Ohne Jugendliche gibt es nicht genug Phantasie. Jugendliche probieren neue Wege, Jugendliche sind neugierig, Jugendliche wollen das Gute. Hoffentlich zeigen wir ihnen das Richtige.

Gehört Gott als Thema des Guten auch dazu? Gott ist nicht unbedingt hipp. Gott ist schon lange ein Thema. Zu lange für modische Trends. Gott ist ein Mega-Trend, so nennt man das wohl heute. Oder eben ein blinder Fleck auf unserer Netzhaut. Gott – der Übersehene. Gott, der Bescheidene. Gott – das ist so wie wenn man über die erste Liebe redet – ein wenig peinlich, dabei erleben es alle – dieses Gefühl, dass da mehr ist als das Normale. Eines ist Gott jedenfalls nicht – normal.

Als ich 14 war, dachte ich: Gott ist auf der Seite des Guten. Aber ich fühlte mich nicht immer gut, spürte meine Fehler und Macken. Ich wollte ja gerne, dass es ihn gibt, und dass er auf meiner Seite ist, aber … ist war er tatsächlich auf meiner Seite?

Der Pastor predigte bei meiner Konfirmation über den Herrn, der ja mein Hirte sei. Ein seltsames Wort: „Hirte” – ich dachte an die Lüneburger Heide, an Männer mit Schlapphut, an wachsame Hunde und jede Menge Himmel über den Wolken. Und das soll nun Gott sein?

Frage ich heute meine Konfirmanden, dann sagen sie: “Gott ist wie mein Handy – eine Verbindung zu den anderen Menschen.” Oder: “Gott ist wie mein Fahrradhelm – ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann.” Oder: “Gott ist wie mein altes Sofa im Zimmer – nach der Schule werf ich mich drauf und strecke alle Beine von mir.”