Quelle: Wikipedia / “Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze”

Es tut sich was in der deutschen Parteienlandschaft. Eine Neugründung, angeregt durch die Zeitung “TITANIC”, genannt “Die Partei”, stellt sich seit 2004 mit Satzung und Personen dem Wahlvolk vor und wirbt um Mitglieder. Die können nicht nur in der “Partei” Mitglied sein, sondern auch in anderen. Man achtet auf genaue Sprache, liebt das Kleingedruckte, verbirgt aber doch nicht die Spaßkomponente an diesem spannendsten Neugründungsprojekt der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik. Man wolle eine Partei “für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative” sein. Was um Himmels willen ist “Elitenförderung”?

Die Frontleute der “Partei” sind altgediente Kader der Titanic-Redaktion, die das Ganze wohl auch ein wenig als Leuchtturm für die eigene Zeitung verstehen. Immerhin wird die Gazette des gepflegten deutschen Nonsense und der Michel-Gemütsbeschau 30 Jahre alt. Was so alt schon?

Bundesvorsitzender der “Partei” ist Martin Sonneborn, Chefredakteur der Titanic. Ihm zur Seite stehen im Bundesvorstand sämtlich Mitglieder der Titanic-Geschäftsführung. Aha – dies ist also die oben besagte “Elitenförderung”. Postenschacher als Politikersatz. Immerhin, so wird in der Parteisatzung betont, sind alle Ämter Ehrenämter. Na, wenigstens etwas, seufzt der geneigte Satire-Gourmet.

So originell wie sie scheint ist diese “Partei”-Gründung allerdings nicht. Schon 1904 erfand der später durch seinen “Schweijk” sehr bekannte tschechische Humorist (Dadaist, Anarchist, Existenzialist??) Jaroslav Hasek die “Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze”. Diese beteiligte sich immerhin 1911 an den österreichischen Wahlen zum Reichsrat und tat sich als politisch-künstlerische Aktionsgruppe hervor. Hasek lief vor allem bei seinen berühmten Parteitagsreden zu Hochform auf und verstieg sich in absurdem Theater, frei nach dem Motto “je länger der Abend desto sinnfreier die Rede”. Dabei soll auch viel Rum und Slivovitz geflossen sein.

Eine bestechend gut recherchierte Notiz über diese leider früh untergegangene, völlig erfolglose Partei, der immerhin zahlreiche MItglieder der Prager Kulturszene jener Tage angehörten, findet sich bei Wikipedia. Der Hinweis dazu kam von der ebenfalls satirischen (vielleicht sogar satyrischen) Website “Matrattels rosa Ponywelt“. Vorsicht – der Betreiber der Seite hat es faustdick hinter den Ohren. Oder sind es gar mehrere (viele junge österreichische) Betreiber?